Es ist sehr schwer jemandem, der noch nie in der Wüste gewesen ist, die Faszination der Wüste zu erklären. „Was gibt es dort schon Besonderes zu sehen?“
Antoine de Saint-Exupéry würde dazu sagen: „Wenn ich dir nur die Spielregeln meiner Wüste erkläre, dann wird sie für dich zu einer solchen Macht, dass es keine Rolle spielt, ob du krummbeinig, egoistisch, trübsinnig oder skeptisch bist, ob du aus den Vororten meiner Heimatstadt kommst oder aus der Gasse meiner Oase. Ich brauche dich nur einmal auf eine Wüstentour zu schicken, um aus dir den Menschen hervorbrechen zu lassen, wie ein Getreidekorn seine Schale sprengt, und du wirst dich mit Geist und Herz erfüllen.“
Die Wüste hat viele Gesichter:
Natürlich gibt es sie, die goldfarbene Sandwüste mit ihren manchmal mehrere hundert Meter hohen Dünen, die sich jeder, der noch nie dort war, sofort vorstellt. Die Farbpalette dieser manchmal weich geschwungenen, manchmal scharfgradigen Dünen reicht von Weißgelb über Gold- und Ockertöne bis zum intensiven Rot. Aber diese Sandwüste macht nur etwa 20% der Sahara aus.
Daneben gibt es mit schwarzem „Wüstenlack“ überzogene öde Steinflächen oder endlos bis zum Horizont sich dehnende flache Kiesstrecken, die man auf unseren Touren natürlich selten und nur ganz am Rande zu sehen bekommt.
Und dann sind da die Gegenden, in denen sich Sand und Steine zu außerordentlich interessanten und grandiosen Ensembles zusammenfügen: Steinerne Echsen, Riesenpilze, Menschengruppen, ganze Festungen und Kathedralen mit Kuppeln und Türmen, die von berühmten Künstlern zu stammen scheinen, wachsen aus dem weichen vielfarbigen Sand empor.
Die großen Gebirge türmen entweder über 2000 Meter hohe Berge auf, in so bizarren Formen, wie man sie in Europa nirgends findet, oder sie bilden riesige Plateaus, auf denen man auf tief eingekerbten, fast rechtwinklig angelegten „Straßen“ wie in einer amerikanischen Großstadt zwischen Felsblöcken hindurchgeht. Dort findet man in witterungsgeschützten Grotten die sagenhaften Jahrtausende alten Felszeichnungen und Gravuren, die uns oft auf höchstem künstlerischen Niveau von untergegangenen Tierarten und Kulturformen erzählen.
Es gibt auch Schluchten mit üppigem Pflanzenbewuchs und kristallklaren Wasserbecken.
Pflanzen und Tiere, die uns überall begegnen, sind ein Kapitel für sich. Auf jeden Fall nehmen wir sie in dieser unglaublichen Weite mit besonderer Aufmerksamkeit und Achtung vor ihren „Survivalfähigkeiten“ war.
Welches ist die nun schönste Form der Wüste? Das ist eine müßige Frage, auf die jeder seine eigene Antwort finden muss. Wie auch immer diese Antwort lautet: Wer einmal die Wüste erleben durfte, den zieht es immer wieder dorthin. Er ist dann vom Sahara-Bazillus befallen.
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